27. Januar 2025

Groovie Mangrovies

Nun sind wir wieder eine Woche daheim und das faschistoide Deutschland hat uns bereits wieder depressiv gemacht, yeah. Daher versuche ich mich nun zu erinnern, wie sich die letzten Tage im Karibik-Retreat so gestalteten. Kommt mit auf diese Seelenreise und lasst uns den Alltag und die kaputte Gesellschaft in der wir leben für ein paar Momente vergessen.

Leuchtturm unser auf dem Fels

Offensichtlich waren wir vom Phare de Caravelle wahnsinnig angetan, denn am Mittwoch wollten wir noch einmal dorthin. Ehrlicherweise war es motiviert dadurch, dass es neben der Leuchtturmwanderung noch einen anderen Weg durch Mangroven zu einem kleinen Strandabschnitt gibt, den wir uns näher anschauen wollten. Ich vor allen Dingen, da er an einem verfallenen Kolonialgut vorbeiführen sollte, das mit Château Dubuc einen sehr klingenden Namen mitbringt. Ich erinnerte mich daran, wie gerne ich als Kind auf Burgruinen rumgesprungen bin, und wollte Nimue diesen Spaß auch zuteilwerden lassen. Angekommen und die erste erfolglose Geocachesuche des Tages später standen wir vor besagtem Château, nur um herauszufinden, dass für diese Ruinen ruinös viel Eintritt verlangt wurde. Da es nicht einmal ein neckisches Café dort gab, wo wir mal gemütliche hätten einen Kaffee oder Kakao trinken können, mussten wir unmittelbar die Mangrovenwanderung beginnen.

Mit jedem Meter stieg mein Erstaunen, wie irgendwelche spanischen Konquisitoren mit ihren damaligen Mitteln durch diese stickigen, heißen, mückigen Sümpfe gewatet sind, nur um dann irgendwelche Ureinwohner zu massakrieren. Viel zu sehen gab es ehrlicherweise nicht, lediglich der Leuchtturm auf dem Berg war ganz hübsch anzuschauen. Leider war Nimues Laune auch mal wieder nicht die Beste, sodass wir es nicht mal zu dem Strand schafften, der das Ende des Weges belohnen sollte. So kürzten wir den Rundweg ab und bekamen auf dem Rückweg noch einen ersten Vorgeschmack auf das Nach-Hause-Kommen, als eine rüstige deutsche Boomertruppe sich darüber entrüstete, wie unverantwortlich es wäre so kleine Kinder auf eine Dschungelwanderung zu schicken. Dschungelwanderung, my ass. Gegen so manche Wasserfallwanderung, die wir hier gemacht hatten, war der Mangrovenweg die wahre Autobahn. Ich vermute, die Gruppe hat auf ihrem Kreuzfahrtschiff das “Adventure Package” für diesen Tag gewählt und hielten sich für Thor Heyerdahl.

Auf dem Rückweg hielten wir in Tartane. Angelockt wurden wir von einem Spielplatz direkt am Strand. Zunächst schreckte uns der Zaun und eine abgeschlossene Tür etwas davon ab den Spielplatz zu betreten. Die zweite Tür war zwar nicht ab- aber dennoch geschlossen. So versuchten sich Täschi und Nimue erst einmal im Baden, doch der nahe Fischmarkt und die Kleinstfischerboote im Wasser bescherten den Badenden die ein oder andere Begegnung mit toten Fischen, sodass dieser Badeausflug schnell beendet war. Zum Glück fasste sich einige Locals ein Herz und gingen auf den Spielplatz, sodass wir den Kids wenigstens noch ein paar Schaukelpartien bescheren konnten. Immerhin war der Ausblick beim Schaukel anschubsen mal etwas anderes.

Der Leuchtturm, diesmal von unten fotografiert

Der Urlaubs-End-Blues setzt ein

Tatsächlich begannen nun ein wenig die Tage, an denen wir nicht mehr so recht wussten, was wir noch tun sollten. Da die Nächte mit Nimue und Nael auch nicht mehr so gut waren, fühlten wir uns nicht so recht in der Lage noch große Wasserfallwanderungen o.ä. zu tätigen. Da “Städtetrips” auch nicht auf unserer Liste standen, und unsere üblichen Geocache-Wanderungen auf Martinique eher enttäuschend waren, ließen wir es zunächst immer sehr ruhig angehen. Schließlich entschieden wir uns dazu, doch noch einmal den Geocache-Ansatz auszuprobieren. Bei Sainte-Marie spähte ich einen Cache aus, der seit 2022 nicht mehr geloggt wurde, das versprach Abenteuer. Theoretisch wirkte der Weg vom Parkplatz aus mit nur ca. einem Kilometer genau richtig für unser Schlafdefizit-Level. Allerdings stellte sich schnell heraus, dass seit einem Erdrutsch der Wanderweg nicht mehr so richtig in Betrieb war. Der erste Teil führte durch wadentiefe Kuhscheiße, da der Weg von einer Weider eingenommen war. Danach wurde der Weg so eng und struppig, dass wir nicht mehr sinnvoll mit unserem Nachwuchs durchkamen. So erreichten wir nicht einmal den Geocache, obwohl die wilden Pfade unsere inneren Abenteurer channelten.

Etwas missmutig suchten wir also nach der nächsten möglichen Attraktion. Bei Saint-Anne warteten noch theoretisch der Train des Plantages, eine Museumsbahn, die durch Bananen- und Zuckerrohrplantagen fährt und das Musée des Bananes, eben das Bananenmuseum. Die letzte Fahrt des heutigen Tages für den Zug war aber schon weg und das Bananenmuseum schauten wir uns nur von dessen Parkplatz aus an, und entschieden uns aufgrund des Äußeren (sehr oberflächlich) gegen einen Besuch. So endete der Tag dann frühzeitig wieder in der Ferienwohnung, dafür gab es dann immerhin Mittagsschlaf für alle Beteiligten, hatte auch was.

Eine Palme vor einer Bucht

Zweimal Strand, einmal Rückflug

Die letzten beiden Tage standen dann ganz im Zeichen des Strandes. Den Freitag gammelten wir lange in der Ferienwohnung herum und vertilgten ein ausgiebiges, gutes Frühstück (musste ja nun langsam alles in den Vorratsschränken vernichtet werden). Anschließend fuhren wir an “den Strand mit der Brücke”, wie wir ihn liebevoll nannten. Als wir ganz am Anfang des Urlaubs bereits einmal dort waren, gab es dort eine große Anlage mit Wasserspielen für Kinder. Leider war die nun abgebaut, für Nimue gab es also keinen Schwimm/Kletterparcour mit Rutsche mehr. Dafür fanden wir heraus, dass auf der linken Seite ein kleines Schnorchelparadies in den Felsen wartete. Nimue tauchte begeistert mit ihrer Schnorchelbrille bis zur Unterkühlung, Täschi und ich konnten auch die kleinen Fischies abchecken. Rundum gelungener Strandausflug, einzig ein wenig von Nimues aufkommender Verstopfung verleidet.

Den letzten Tag fuhren wir dann noch einmal zum seichten Strand am Pointe Marin. Es war ein wenig regnerisch, wir natürlich melancholisch, und so gibt es im Nachngang nicht viel von diesem Tag zu berichten. Wäre eines der Boote in der Bucht unseres gewesen, es wäre der perfekte Zeitpunkt gewesen den Anker zu lichten und Martinique “Au Revoir” zu sagen. Ich hatte das Gefühl, wir hatten hier erstmal alles entdeckt, das wir mit unserer Familienkonstellation so sinnvoll machen konnten und wäre gespannt zur nächsten Insel weitergefahren.

Am Sonntag hieß es dann Wohnung putzen und aufräumen und irgendwie bis zum abendlichen Abflug die Kinder bei Laune halten. Daher gab es noch ein letztes Intermezzo mit dem Pool und anschließend eine gründliche Reinigung des mittlerweile doch sehr verlebten Autos. Viel zu früh waren wir dann natürlich am Flughafen und warteten bis es endlich losging. In guter Tradition gab es dann noch einen nervigen Zwischenfall bei der Security: irgendwie meinte die Anweiserin, ich solle doch bitte zu einem der Security-Terminals gehen. Als ich Nimue mitnehmen wollte, ging mich die Mitarbeiterin an und meinte ich soll alleine gehen. Ich fragte sie, ob Nimue dann auch alleine zu einem anderen gehen soll, nur um gesagt zu bekommen, dass sei ja Aufgabe meiner Frau die Kinder durchzuschleusen. Also ging ich mit der Wickeltasche zu der mir zugewiesenen Station. Kein Mensch weiß, warum man hier eine Familie trennen muss, aber gut, die Wege des Herrn sind unergründlich. Dann packte ich die Wickeltasche mit dem Wasser für Naels Flasche aus. Natürlich sagte man mir, das ich das Wasser nicht mitnehmen könne. Natürlich sagte ich, das Wasser ist für die Flasche des Babys. Dann fragte mich die Mitarbeiterin ernsthaft “Wo ist das Baby?”. Like, quoi de la fuck? Ich sagte: “Auf Anweisung sinnloserweise dort drüben.” “Dann muss die Wickeltasche zum Baby” “Kann ich dann auch zum Baby?” “Nein, nur die Wickeltasche.” Aha, Logik: die Frau muss das Baby, das quengelnde Kleinkind, ihre Tasche und die Wickeltasche durch die Security schleusen (alles weit nach Schlafenszeit der Kinder), ihr Mann darf ihr dabei nicht helfen. Flughafensecurity immer wieder ein Diorama der Hängengebliebenheit.

Zu allem Überdruss hatte die Check-In Dame uns nämlich noch Sitze über den Gang gegeben, obwohl wir explizit danach fragten, ob wir zusammensitzen können. Und es war so hart unnötig, der Flug war nicht voll, man hätte uns vier Menschen auch vier Sitze in einer Reihe geben können, aber dafür hatten wir nicht bezahlt. Die Stewardess erlaubte uns dann immerhin in eine gemeinsame Dreierreihe zu wechseln, aber die Viererreihe wäre wohl zu viel des Guten gewesen. Täschi und ich hatten dann natürlich kaum geschlafen und kamen völlig fertig in Paris an. Aber immerhin die Kinder konnten etwas pennen. Da unser Flug (man Höre und Staune) Verfrühung hatte, waren wir deutlich viel zu früh wieder am Gare de l’Est und hätten mit einer Verbindung früher zwei Stunden wettmachen können. Leider hatten wir natürlich den SuperDuperMegaUltraSparpreis, den man nicht umbuchen oder anderweitig nutzen kann. Meine Lebenserfahrung sagte mir “Versuch es erst gar nicht” und der Aufschlag sah bei Täschi zunächst auch nicht so gut aus. Aber der Zugchef war nicht für Täschis rehbraune Riesenaugen gemacht, und insbesondere der Hinweis auf das kalte Wetter, den zugigen Bahnhof und die kleinen Kinder erweichten dann doch sein Schaffnerherz und er ließ uns mitfahren. Kudos, Deutsche Bahn, ein bisschen hat diese gute Serviceerfahrung den Blödsinn an der Flughafensecurity wieder wettgemacht. So begab es sich, dass wir schon kurz nach 6 wieder in unserer Wohnung in Wiesbaden aufschlugen.